Geopolitische Risiken im internationalen Bankwesen

Vergrößern

Axel Miller, ein langjähriger Senior Partner bei Oliver Wyman und Alumnus der LMU Munich School of Management, besuchte am 6.7.2023 die Vorlesung „International Management“.

In seinem Vortrag veranschaulichte er die Bedeutung geopolitischer Risiken für das internationale Management anhand einer europäischen Bankengruppe. Diese Bankengruppe hatte aufgrund ihrer umfassenden Kenntnisse der osteuropäischen Märkte einen Wettbewerbsvorteil bei der Finanzierung von Ölexporten aus Russland und Getreideexporten aus der Ukraine. Im Februar 2022 brach dieser Geschäftszweig jedoch plötzlich und unerwartet zusammen, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Gemeinsam mit seinem Team begleitete Axel Miller den Prozess der strategischen Neuausrichtung, der ein zentrales Dilemma aufwarf: Sollte die Bankengruppe ihre langjährigen Kunden in neue Rohstoffmärkte, zum Beispiel im Nahen Osten oder in Afrika, begleiten, obwohl Wettbewerber dort über bessere Kenntnisse verfügen? Oder sollte sie versuchen, ihre Kenntnisse über osteuropäische Märkte in anderen Geschäftsbereichen einzusetzen?

Während dieses Transformationsprozesses spielte der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle, wie Axel Miller betonte. Wenn lokale Niederlassungen mit der Konzernzentrale um Zuständigkeiten konkurrieren und Führungskräfte an ihren Machtpositionen festhalten möchten, können freiwerdende Ressourcen bei falschen Anreizen schnell zu destruktiven Verteilungskämpfen führen. „Entscheidungen zu treffen ist der einfache Teil“, resümierte Axel Miller. „Die Mitarbeiter dabei mitzunehmen, ist viel schwieriger, aber absolut spielentscheidend.“