PROFESS

Promoting Resilience and Optimizing Faculty Environment for Sustainable Success - Das Forschungsprojekt für gesundheitsförderliche Hochschulkultur.

Hochschulen sind ein ausgesprochen kompetitives Arbeitsumfeld, das durch hohe Leistungsanforderungen, Zeitdruck und einen hohen Grad an Unsicherheit geprägt ist. Gerade Professorinnen und Professoren stehen dabei als zentrale Leistungsträger der Wissenschaft im Spannungsfeld zwischen Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung. Doch während sich viele Studien mit den Herausforderungen von Studierenden und wissenschaftlichem Nachwuchs an (deutschen) Hochschulen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit befassen, liegt über die Professorenschaft bisher vergleichsweise wenig Datenmaterial vor.

Diese Lücke möchte unser Forschungsprojekt PROFESS (Promoting Resilience and Optimizing Faculty Environment for Sustainable Success) schließen. Hierzu werden auf Basis einer bundesweit repräsentativen Professorenbefragung evidenzbasierte Handlungsempfehlungen für Hochschulleitungen und Hochschulpolitik abgeleitet, um ein insgesamt gesundheitsförderliches Umfeld für alle Statusgruppen, auch die Professorenschaft, zu schaffen.

Der Fokus ist dabei auf die Ermittlung exogener und endogener Faktoren gerichtet, welche das Wohlbefinden respektive das Belastungserleben von Professorinnen und Professoren in ihrem hochschulischen Arbeitsumfeld maßgeblich beeinflussen.

"Indem wir uns mit Well-Being in der Professorenschaft beschäftigen, investieren wir nicht nur in die Gesundheit Einzelner, sondern in die Zukunftsfähigkeit des gesamten akademischen Systems."
Prof. Dr. Yvette Hofmann, Forschungsprojektleiterin

Das Forschungsprojekt

Warum dieses Thema wichtig ist

Ein gesundes akademisches Umfeld beginnt bei der Professorenschaft, denn die Professorinnen und Professoren sind das Rückgrat der Wissenschaft – sie gestalten Forschung, Lehre und akademische Führung. Doch die wachsenden Anforderungen an ihre Rolle, darunter steigender Publikationsdruck, zunehmende administrative Aufgaben und sich wandelnde Lehrformate, führen häufig zu erheblichem Stress und hoher Belastung. Daher ist der Erhalt ihrer Leistungsfähigkeit für die Qualität von Lehre und Forschung von hoher Relevanz. Deshalb ist es essenziell, Hochschulen so zu gestalten, dass sie eine gesundheitsförderliche Umgebung bieten, die eine langfristige Motivation, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit unterstützt. Unser Forschungsprojekt setzt genau hier an: Wir möchten verstehen, welche Belastungen besonders ins Gewicht fallen und welche Maßnahmen Professorinnen und Professoren in ihrem Arbeitsalltag konkret entlasten können.

Ziel

Ziel von PROFESS ist es, ein tiefergehendes Verständnis für die Bedingungen und Ressourcen zu entwickeln, die das Wohlbefinden (PDF, 758 KB), die Stressbewältigung und das Belastungserleben von Professorinnen und Professoren beeinflussen. Dabei untersuchen wir insbesondere:

  • die aktuelle Arbeitssituation von Professorinnen und Professoren,
  • konkrete Aspekte der Arbeitsbelastung, Stressfaktoren und individuelle Copingstrategien und
  • den Bedarf an Unterstützungsangeboten und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung.

"Wir wollen verstehen, welche Faktoren das Wohlbefinden von Professorinnen und Professoren fördern – und welche Strukturen möglicherweise angepasst werden müssen, um langfristige Belastungen zu reduzieren."
Prof. Dr. Yvette Hofmann, Forschungsprojektleiterin

Methodik

Um ein umfassendes Bild der aktuellen Situation zu gewinnen, kombinieren wir qualitative (Experteninterviews) und quantitative Forschungsmethoden (Online-Befragung).

Die Feldphase der Professorenbefragung ist abgeschlossen

Im Frühjahr 2025 haben wir in einer bundesweit repräsentativen Professorenbefragung im Rahmen der PROFESS-Studie über 13.000 Professorinnen und Professoren an zufällig ausgewählten staatlichen Hochschulen zum Thema Gesundheit und Gesundheitsmanagement sowie Well-Being in Academia befragt. Von den eingeladenen Professorinnen und Professoren waren gut 9.950 an Universitäten und knapp 3.470 an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) tätig; von den kontaktierten Personen sind gut 3.750 Frauen und knapp 9.670 Männer.

Insgesamt nahmen fast 2.290 Professorinnen und Professoren an unserer Studie teil, wofür wir uns sehr bei jedem/r Einzelnen bedanken!

Wir wissen es sehr zu schätzen, dass sich so viele Kolleginnen und Kollegen für unsere Befragung Zeit genommen haben! Herzlichen Dank!

Die teilnehmende Professorenschaft setzt sich aus 49,6 % Professoren und 33,5 % Professorinnen zusammen. 0,25 % der Befragten ordneten sich der Kategorie „divers“ zu, und 16,6 % der Befragten machten keine Angaben zu ihrem Geschlecht. Damit zeigt sich, dass – bezogen auf die Gesamtstichprobe – im Vergleich zu früheren Professorenbefragungen (PDF, 174 KB) dieses Mal die Quote an teilnehmenden Professorinnen mit 18,2 % deutlich höher liegt als die der Professoren (10,5 %).

Erste Ergebnisse

Die PROFESS-Befragung beleuchtet nicht nur die generelle Arbeitssituation an deutschen Hochschulen aus Sicht von Professorinnen und Professoren, sondern thematisiert hier vor allem den Gesundheitsaspekt. Somit stehen Aspekte wie Arbeitszufriedenheit, Stresswahrnehmung und Gesundheit im Mittelpunkt der Betrachtung.

Die ersten Auswertungen zeigen, dass die Arbeitsanforderungen insgesamt als hoch eingeschätzt werden, denn ca. 80 % der Befragten beschreiben ihre Arbeit als sehr intensiv. Zudem stimmen ca. 68 % der Professorinnen und Professoren (voll und ganz) zu, dass sie häufig unter Termindruck stehen (62 %), das Arbeitstempo sehr hoch sei (62 %) und sie zu viele Aufgaben gleichzeitig bewältigen müssten (64 %). Diese Belastungen werden an Universitäten insgesamt stärker wahrgenommen als an HAWs – und Frauen berichten alles in allem von einem höheren Belastungserleben.

In dieses Bild passt, dass rund 58 % der Professorinnen und Professoren sich in einer durchschnittlichen Arbeitswoche (sehr) häufig gestresst fühlen. Dabei geben Frauen durchschnittlich höhere Stresswerte an als Männer (73,8 % versus 56,3 %). Zudem berichtet die Universitätsprofessorenschaft häufiger von Stress als HAW-Professorinnen und -Professoren (64,7 % versus 57,5 %). Und auch regional zeigen sich z.T. erhebliche Unterschiede: So liegt beispielsweise die Stresswahrnehmung von Professorinnen und Professoren in Rheinland-Pfalz mit 44 % deutlich unter jener der Professorenschaft in Berlin (71 %).

Doch trotz der berichteten hohen Belastung ist die Arbeitszufriedenheit insgesamt vergleichsweise hoch: Nur 10,3 % der Professorinnen und Professoren sind (sehr) unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation, während rund 44 % angeben, aktuell (sehr) zufrieden zu sein.

Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Ergebnissen! Gegen Ende des Wintersemesters 2025/2026 finden Sie hier eine Zusammenfassung der Studienergebnisse.

Details zum Projekt

© Pexels/Cowomen

In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung von sozialer Nachhaltigkeit und Gesundheit auch im Hochschulkontext stetig zugenommen

Im Jahre 2015 wurde die sogenannte Okanagan Charter (PDF, 972 KB) auf Grundlage der UN-Nachhaltigkeitsziele und der Ottawa-Charta der WHO (PDF, 191 KB) entwickelt. Sie fordert Hochschulen weltweit dazu auf, Gesundheit und Nachhaltigkeit in all ihren Aktivitäten zu verankern und eine Kultur des Wohlbefindens zu schaffen. Renommierte Universitäten wie die Berkeley University of California, Cornell University und Princeton University haben diese Prinzipien bereits in ihre Statuten integriert und engagieren sich aktiv für gesundheitsfördernde Hochschulen im International Health Promoting Campuses Network. Auch in Deutschland agieren erste Hochschulen auf dieser Grundlage.

Gerade Professorinnen und Professoren spielen eine zentrale Rolle in Bildung und Forschung, stehen jedoch unter hohem Druck: Mehrfachbelastungen, steigender akademischer Wettbewerb und limitierte Ressourcen führen oft zu Stress und Belastung. Langfristig kann dies nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Kreativität beeinträchtigen.

Die im Frühjahr 2025 durchgeführte bundesweit repräsentative Umfrage liefert umfassende Daten zu Belastungen, Ressourcen und gesundheitsförderlichen, hochschulischen Strukturen aus Sicht der Professorinnen und Professoren. Die gewonnenen Erkenntnisse dienen als Basis für evidenzbasierte Handlungsempfehlungen, die Hochschulen dabei unterstützen, ein gesundheitsförderliches Arbeits- und Lernumfeld zu schaffen. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Förderung von Gesundheit und Exzellenz in der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Kontakt

Sind Sie an weiteren Informationen zum Projekt interessiert oder haben Sie Fragen? Dann schreiben Sie gern eine Mail an: profess@som.lmu.de

Unser Team

Prof. Dr. Yvette Hofmann

Das Projekt wird von Prof. Dr. Yvette Hofmann geleitet.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf Change Management und Well-Being in Academia, mit einem starken Fokus auf die beiden Themenfelder Führung und Resilienz im Hochschulkontext.
In ihrer Arbeit untersucht sie, wie Veränderungen in Organisationen, insbesondere Hochschulen, erfolgreich gestaltet werden können, und begleitet seit nunmehr fast drei Jahrzehnten Hochschulen in ihren Transformationsprozessen.
Dabei kommt ihr ihre Qualifikation als zertifizierter Systemischer Business Coach (dvct e.V.) und Mental Health First Aider zugute. Ihre Expertise in Achtsamkeit und mentalem Training fließt sowohl in ihre Forschung als auch Lehre ein.

Saskia Hasreiter, M.Sc.

Saskia Hasreiter, M.Sc.

Saskia Hasreiter, M.Sc. arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt.

Mit einem Hintergrund in Wirtschaftspädagogik sowie einem Master of Business Research bringt sie fundierte Expertise in der Wissensvermittlung und in wissenschaftlichen Forschungsmethoden ein. Seit 2019 ist sie als Research und Teaching Assistant am Institut für Leadership und Organisation der LMU München tätig und war 2024 Visiting PhD Scholar an der New York University Stern School of Business.

Im Rahmen ihrer Promotion setzte sie sich intensiv mit der digitalen Transformation des Change Managements auseinander. Ihre Forschung konzentriert sich auf den Einsatz digitaler Technologien in organisationalen Veränderungsprozessen, insbesondere auf datengetriebenes Change Management und die Entwicklung neuer Messinstrumente.

Durch ihre Erfahrung in interdisziplinären Forschungsprojekten, ihre analytische Stärke und ihr Engagement für praxisrelevante Lösungen trägt sie dazu bei, innovative Impulse für Wissenschaft und Organisationen zu schaffen.

Anne Kornmayer, M.Sc.

Anne Kornmayer, M.Sc. arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sozialpsychologie und Rechtspsychologie der LMU München.

Mit einem starken Hintergrund in Psychologie und Umfragestatistik engagiert sie sich für die Forschung und die Förderung individueller Potenziale.

Durch ihre Tätigkeit in Bildung und Forschung hat sie ihre Expertise in Fragebogendesign, multivariater Analyse, funktionaler Datenanalyse und Curriculum-Entwicklung vertieft. Ihre Stärken liegen in analytischem Denken und Kommunikation, stets mit dem Ziel, kontinuierliche Verbesserungen und Exzellenz zu erreichen.

Sie setzt ihr Wissen ein, um sinnvolle Projekte voranzutreiben und Fortschritt in ihrem Fachbereich zu gestalten.

Wir danken der Techniker Krankenkasse für die Projektförderung